Am 28. Juni 2003, also vor genau zehn Jahren, war ich auf einem Festival in Deutschland, leistete einer Freundin in der ersten Reihe Gesellschaft und musste mich durch haufenweise grottenschlechte Nachwuchsbands durchleiden. Eine davon: Kaizers Orchestra! Und da wurde das “Leiden” dann blitzschnell durch ein lautstarkes “Halleluja!” ersetzt.
Zehn Jahre später setzte ich mich ins Auto, in den Flieger und dann noch mal ins Auto, nur um ebendiese Band am Abend in Kristiansand zum 163. Mal zu sehen. Ooops. =;-)
Und um das gleich vorwegzunehmen: Das war definitiv nicht das beste Konzert, das ich von ihnen je gesehen habe. Genauer gesagt fand ich es relativ … nein, schlecht nicht, aber “Standard” – ohne irgendwelche Besonderheiten oder irgendwas, was im Gedächtnis bleiben wird. Zum größten Teil lag das vermutlich daran, dass ich relativ schlecht stand; zwar vorne an der Seite wie immer, aber da sich kurz vor Beginn noch ein paar Leute reindrängelten, sah ich in der ersten Hälfte des Konzertes quasi nichts. Um mich rum war das Konzert auch irgendwie Nebensache – alle Unterhaltungen waren wichtiger. Und so was nervt mich dann immer so, dass ich alles doof finde. Und als dann auch noch pünktlich zum Konzertbeginn ein paar Tropfen Regen fielen … zum Glück blieb es aber bei den paar Tropfen, die man kaum bemerkte, puuuh.
Was ich aber wunderschön fand: Mitten im Konzert hab ich immer mal wieder an mein erstes Kaizers-Konzert zurückgedacht und verglichen – Kaizers von früher mit Kaizers von jetzt, mein Empfinden von damals und mein Empfinden von jetzt. Und das Fazit ist klar: Die zehn Jahre waren wundervoll, und ich möchte sie nie missen. Danke, Kaizers Orchestra!
Los ging’s ansagentechnisch eigentlich äußerst vielversprechend: Vor Din kjole lukter bensin mor wurde ein Duettpartner gesucht. Einer aus der Band sei auserwählt, heute mitzusingen … nein, nicht der Trommler. Omen hatte gerade die Gasmaske auf – der fiel damit also auch raus. “Derjenige ist groß und hat blaue Augen. Seht ihr überhaupt die Augenfarbe?” Siegessicher stürmte Thunder nach vorne – um dann peinlich berührt abzuziehen, als überraschenderweise doch Hellraizer auserkoren wurde. =;-)
Omen beschäftigte sich durchgehend mit einem Blumenstrauß, der immer wieder vom Keyboard runterfiel und aufgehoben werden musste. Er machte sicher auch noch mehr, aber ich hab ihn leider kaum sehen können. =:-(
Dann gab’s wie bei den letzten Konzerten immer die Story von dem Crewmitglied, das den letzten Abend dabei ist und sich Forloveren wünscht. Und auf der Setlist stand, dass der Jackal uns fragen muss, ob es uns gut geht. Übrigens habe er ja die ganze Familie dabei, die stehen dahinten, Große und Kleine, wobei man die Kleinen aber nicht sieht. Aber wenn er daheim in Stavanger am Tisch sitzt und die Kleinen nicht aufessen wollen, dann sagt er immer “Weißt du nicht, wer Kontroll på kontinentet geschrieben hat??? Also iss auf!”
Das war’s eigentlich auch schon, sonst wurde nicht viel gequatscht. Die Setliste:
- Aldri vodka, Violeta
- Siste dans
- Tusen dråper regn
- Din kjole lukter bensin, mor
- En for orgelet, en for meg
- Forloveren
- Ompa til du dør
- Støv og sand
- I ett med verden
- KGB
- Kontroll på kontinentet
- Philemon Arthur & the Dung
- Svarte katter & flosshatter
- Hjerteknuser
- Begravelsespolka
Keine Zugabe. Und das fand ich nun wirklich seltsam … es war viertel vor zwölf, sie hätten also sicher noch eine Viertelstunde Zeit gehabt, und sie hatten schon eine Viertelstunde zu spät angefangen. Daraus kann man fast nur schließen, dass sie entweder keinen Bock oder keine Energie hatten. Und beides ist doof. =:-(
Das Publikum konnte es nicht glauben, dass es wirklich keine Zugabe geben sollte – alle blieben noch bestimmt zehn Minuten stehen und jubelten, obwohl Licht und Musik schon an waren. Aber das konnte ja nicht bedeuten, dass das Konzert vorbei war, denn es gab ja noch keine Zugabe …?! Aber ja, genau das bedeutete es. Und das hinterließ dann doch einen bitteren Nachgeschmack.
Sicher kein schlechtes Konzert, so insgesamt – aber leider auch kein wirkliches Highlight. Und das Ende war einfach viel zu plötzlich und unerwartet … Und trotzdem: ein toller Abend! In netter Gesellschaft, ohne Regen und mit einem Kaizerskonzert – was will man mehr?